Es begann 1913 im Arbeiterbezirk Essen-Borbeck im Herzen des Ruhrgebietes. Der 1888 geborene Heinrich Deichmann eröffnete einen Schuhmacherladen, den er zusammen mit seiner Ehefrau Julie betrieb. Zwei Generationen weiter und beinah hundert Jahre später hat sich das Unternehmen zum Marktführer in Europa entwickelt. Deichmann ist mittlerweile in 31 Ländern mit rund 4.600 Filialen vertreten und beschäftigt rund 48.000 Menschen. Nach wie vor ist Deichmann ein Familienunternehmen, das Wert auf Wachstum aus eigener Kraft legt. Börsengang und Bankkredite sind für die Inhaber kein Thema.
Die Gründerjahre
Die Zeit bis 1945 war zunächst geprägt und beschränkt von den politischen und wirtschaftlich unsicheren Zeiten der Weimarer Republik und der darauf folgenden Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Firmengründer Heinrich Deichmann lehnte das herrschende Regime ab. Unter anderem kritisierte er die Verfolgung seiner jüdischen Mitbürger, die er aus nächster Nähe erlebte. Er starb bereits 1940 mit 52 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt half der 1926 geborene Heinz-Horst Deichmann schon gelegentlich im Geschäft. Seine Mutter Julie brachte den Laden durch die Kriegsjahre. Nach dem Krieg studierte Heinz-Horst Deichmann Medizin und Theologie. Nebenbei führte er zusammen mit seiner Mutter das kleine Familienunternehmen weiter.
Wachstum nach dem Krieg
Als der inzwischen zum Doktor der Medizin promovierte Heinz-Horst Deichmann 1956 seine Tätigkeit als Arzt aufgab und sich vollständig auf die Leitung der Firma konzentrierte, hatte er bereits parallel Deichmann-Filialen in Nachbarstädten wie Düsseldorf und Oberhausen eröffnet. Deichmann fühlte sich zuständig für die Grundversorgung der Bevölkerung mit guten, preiswerten Schuhen. Ein Unternehmensziel, das bis heute Gültigkeit hat. 1974 eröffnete das hundertste Geschäft in Würzburg. Fast zeitgleich begann die Internationalisierung: Deichmann erwarb in der Schweiz die traditionsreiche Schuhkette Dosenbach. Bald drauf wurde Dr. Heinz-Horst Deichmann auf einem ganz anderen Gebiet aktiv. In Indien startete er das christliche Hilfsprojekt wortundtat, das sich zunächst vor allem um Leprakranke kümmerte.
Die dritte Generation tritt an
Heinrich Deichmann, der 1962 geborene Enkel des Firmengründers, trat 1989 ins Unternehmen ein. 1999 übernahm er die Position des Vorsitzenden der Geschäftsführung. Heute ist er Vorsitzender des Verwaltungsrates der Deichmann SE. Unter seiner Leitung wurde die Internationalisierung des Unternehmens vorangetrieben. Im Einkauf beschafft das Unternehmen die Schuhe in 40 Ländern. Auf der Verkaufsseite gibt es rund 4.700 Filialen in 34 Ländern. Geblieben ist – neben der geschäftlichen Entwicklung – das soziale Engagement für notleidende Menschen in Deutschland, Europa, Indien und Tansania.